Für Veränderungen zu sorgen, bedeutet nicht nur, vor einer großen Menge zu stehen. Dazu gehört auch Alex Locust und seine wunderbar offene Plattform Sippin‘ Saturdays. Dazu gehört Corinne Smith mit ihren bewegenden Stücken über Trauer und Freude. Dazu gehört Roger Kuhn, der ein Schild hochhält, auf dem „DECOLONIZE SEXUALITY“ steht. Dazu gehört Cecilia Chung, die sich seit Jahrzehnten für LGBTQ+ Rechte and HIV-Awareness einsetzt. Und dazu gehören Sef Cavendishs Infodumping-TikToks. Der Fortschritt ist das Ergebnis aller Aktionen – klein oder groß – die wir für die Freiheit aller unternehmen. Und diese Saison feiern wir Queer-Aktivismus in allen Ausprägungen.
Wir wissen, dass es ein wenig einschüchternd sein kann, sich zu engagieren. Deshalb haben wir uns mit fünf führenden Persönlichkeiten der LGBTQIA+ Gemeinschaft zusammengesetzt, um zu erfahren, wie sie auf ihre eigene Art und Weise an Aktivismus herangehen.
ALEX LOCUST
Alex Locust ist ein zertifizierter Rehabilitationsberater und Glamputee, der sich, Workshop für Workshop, für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
„Das Wichtigste ist die Gewissheit, dass dein Aktivismus kollektiv ist. Ich führe immer sehr offene Gespräche mit Menschen verschiedenster Identitäten, Schwarz, trans*, fett, mit verschiedenen Behinderungen oder Migrationsgeschichte. Es ist wichtig, sich seiner Verantwortung bewusst zu sein und sich immer wieder daran zu erinnern, dass diese Menschen natürlich nicht automatisch Expert*innen sind und für ihre gesamte Community sprechen können.
Du solltest wissen, wie du dich aufrichtig entschuldigst – weil du es zwangsläufig irgendwann versauen wirst. Das gehört dazu, wenn du Aktivist*in und Mensch bist. Ich habe auch Fehler gemacht. Wenn du nicht zurechtgewiesen werden willst, und wenn du nicht bereit bist, an dir und deiner Verantwortung zu arbeiten, dann ist Aktivismus vielleicht nichts für dich. Aber genau diese Momente sind die Gelegenheiten, die Beziehung zu deinen Werten und anderen Communities zu vertiefen. Die meisten Menschen haben so viel Angst vor intensiven Gesprächen. Ich habe mehr Angst vor denen, die entscheiden, dass ich diese Gespräche nicht wert bin.“
Cecilia Chung
In den letzten Jahrzehnten war Bürgerrechtsaktivistin Cecilia Chung so einiges – HIV Mobile Testing Consultant, HIV Programm-Koordinatorin, Ratsmitglied des Presidential Advisory Council on HIV/AIDS und zuletzt Gesundheitsbeauftragte der Gesundheitsbehörde von San Francisco sowie Senior Director of Strategic Initiatives and Evaluation am Transgender Law Center – und dabei hat sie nie aufgehört, sich für die Rechte von LGBTQIA+, HIV/AIDS-Awareness, Gesundheit und Soziale Gerechtigkeit einzusetzen.
Betrachten wir es nicht als "Aktivismus", sondern als Beitrag zu einer besseren Welt. Fangen Sie mit etwas Kleinem an. Es könnte Kunst sein. Es könnte ein täglicher Akt der Freundlichkeit sein. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, die Welt zu verbessern, aber das Wichtigste ist, dass man nie etwas allein tut. Denken Sie immer daran, dass es um Sie herum Menschen gibt, die vielleicht über das Gleiche nachdenken. Je mehr du mit deinen Freunden über deine Weltanschauung sprichst, desto mehr Gespräche wirst du anregen."
Roger Kuhn
Dr. Roger Kuhn ist Poarch Creek Two-Spirit Indigiqeer, soma-kultureller Sexualtherapeut und Sexualpädagoge. In seiner Arbeit geht es um die Dekonolisation und die Destabilisierung von Sexualität, wobei er sich auf die Weise, wie Kultur unsere Körpererfahrungen beeinflusst und formt, fokussiert. Zusätzlich zu seiner Arbeit als zugelassener Psychotherapeut, ist Roger Dozent an der American Indian Studies-Fakultät der San Francisco State University, im Vorstand des American Indian Cultural Center of San Francisco, Organisator des Bay Area American Indian Two Spirit Powwow und Mitglied des LGBTQ+ Advisory Committee der San Francisco Human Rights Commission.
„Zuerst kannst du herausfinden, was in deiner Region so los ist. Was auch immer dich auf globaler Ebene beschäftigt – ob Umweltthemen oder gender-spezifische Gewalt – passiert auch im Kleinen. Ich empfehle den Leuten immer, sich auf lokaler Ebene zu engagieren. Und die, die du dort triffst, werden dir dann die vorstellen, die die Arbeit auf Landes- oder Bundesebene machen. Und danach triffst du die, die international tätig sind. Ich habe auch auf lokaler Ebene mit meinem Volk angefangen. Dann hat mir mein Onkel andere Creek People vorgestellt (die Creek Nation war durch den Trail of Tears getrennt). Ich lernte Muscogee Creek People kennen und dann, als ich älter wurde, andere Natives. Und ehe ich mich versah, war ich Teil dieses Netzwerks von Natives aus verschiedenen Völkern des Landes, das wir heute die Vereinigten Staaten nennen. Hab keine Angst, klein anzufangen. Und wenn es in deiner Gegend nichts gibt, hab keine Angst, es zu beginnen.“