Ein Gespräch mit Melati Wijsen, einer 20-jährigen indonesisch-niederländischen Klimaaktivistin und Changemaker. In Indonesien hat Plastik Inseln wie Bali erobert, was Melati dazu veranlasst hat, Bye Bye Plastic Bags zu gründen, eine gemeinnützige Organisation, die von der Jugend unterstützt wird, wenn es darum geht, Nein zu Plastik zu sagen. Die Organisation wirbt für nachhaltigere Alternativen zu Plastiktüten und für ein aktives Umdenken. Wir konnten mit Melati über ihre bisherigen Erfolge sprechen.
„Es war kein einzelner Moment, sondern etwas Unausweichliches: Wir wurden jeden Tag mit Plastik konfrontiert.“
Was hat dich dazu inspiriert, dich gegen Plastikkonsum einzusetzen?
Es gab keinen bestimmten Moment, sondern eher mehrere Auslöser. Vor allem das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Genau dieses Gefühl hatten wir während unserer Kindheit auf der Insel Bali, wo Plastikmüll allgegenwärtig war. Es war ein aggressives Problem, denn wohin man auch blickte, sah man Plastik. Als meine Schwester Isabel und ich 10 und 12 Jahre alt waren, konnten wir nicht mehr ertragen, was mit unserer Heimat geschah, und meinten: „Es reicht. Was können wir dagegen tun?“ Es war kein einzelner Moment, sondern etwas Unausweichliches: Wir wurden jeden Tag mit Plastik konfrontiert.
Plastik ist ein globales Problem, aber warum ist es ein so großes Problem auf Bali?
Ich denke viel darüber nach. Bali ist ja eine Insel, die vor 20 Jahren längst nicht so viel Plastik wie heutzutage nutzte. Damals verwendeten wir lieber ganz traditionell Bananenblätter, Webkörbe und es gab ein Leben ohne Plastik. Mittlerweile ist das komplette Gegenteil eingetreten. Plastik ist meiner Meinung nach nicht nur auf Bali, sondern weltweit ein so großes Problem, weil es billig und einfach ist und wir uns daran gewöhnt haben, es zu verwenden. Daher stehen wir vor der Herausforderung, ein Umdenken herbeizuführen und die Menschen dazu zu bringen, wieder ein Leben ohne Einweg-Kunststoff zu führen.
Was sollten andere deiner Meinung nach tun, um die Welt zu verändern?
Wir alle spielen dabei eine wichtige Rolle. Ob wir nun junge Changemaker an vorderster Linie, Firmenchefs, Geschäftsführer oder Politiker sind, wir haben nicht den Luxus der Zeit. Wir müssen etwas ändern, mutig und ehrgeizig sein und diese Änderungen umsetzen, damit sich in unserem Alltag etwas ändert. Dafür können wir zum Beispiel zunächst einfach aufhören, Einweg-Plastiktüten zu verwenden, oder unsere lokalen Behörden dazu auffordern, auf deren Einsatz zu verzichten. Oh, und natürlich könnt ihr auch in grüne Energie, Lösungen und eure Community investieren!
Was hältst du von Überkonsum und welche Rolle spielt er?
In meinem sehr kurzen Leben fühle ich mich förmlich erdrückt davon. Es ist hart, sich dem Wunsch nach mehr, mehr, mehr zu entziehen, da die gesamte Gesellschaft und Jeder in deinem Umfeld Wert auf die falschen Dinge, nämlich materialistische Sachen, legt. Dabei spielt nicht nur der immer krassere Konsum eine Rolle, sondern auch, dass wir viel zu abhängig von der Anerkennung oder Dankbarkeit Dritter sind, anstatt uns auf uns selbst zu beziehen. Uns fehlt der höhere Sinn im Leben, was uns ein bisschen die Hoffnung verlieren lässt. Dadurch fehlt es uns an Motivation oder Leidenschaft, uns für die wirklich wichtigen Dinge einzusetzen.
„Die gesamte Gesellschaft und Jeder in deinem Umfeld legt Wert auf die falschen Dinge, nämlich materialistische Sachen.“
Wie würdest du bewussten Konsum definieren?
Bewusster Konsum hat sich in letzter Zeit zu einer Art Trendbegriff entwickelt. Für mich bedeutet er vor allem für Verbraucher, bewusster zu kaufen und Dinge zu hinterfragen. Wir müssen Konzerne für die Produkte, die in den Regalen landen und die wir konsumieren, zur Verantwortung ziehen. Gleichzeitig bedeutet es eine neue Arbeitswelt, in der Konzerne zu verstehen beginnen, dass es einen großen Markt mit vielen Kunden gibt, die den gesamten Produktionsablauf der von ihnen konsumierten Produkte kennen möchten. Wo kommen sie her? Und wo werden sie verkauft? Das sind die beiden wichtigsten Fragen in Bezug auf bewussten Konsum.
Welche Rolle spielt Transparenz bei der Beziehung zwischen Verbrauchern und Marken?
Der Markt ist da, es gibt eine große Nachfrage und die Menschen sind bereit für eine Veränderung. Eine der häufigsten Ausreden, die ich als junge Aktivistin höre, wenn ich in Konferenzräume oder wichtige Meetings komme, lautet immer, dass die Menschen nicht bereit seien. Das macht mich sprachlos, denn ich bin viel unterwegs, auch auf Workshops unter der Leitung meiner Community, und die Leute sind mehr als bereit für ein Umdenken. Wir warten sehnsüchtig darauf. Und wenn es so weit ist, werden wir es aktiv mitgestalten.
Was bedeutet echte Transparenz für eine Marke?
Marken und Regierungen tätigen mutige, weitreichende Aussagen zu Veränderung. Transparenz bedeutet aber auch, diese Veränderungen dann umzusetzen. Das ist nicht immer einfach. Zu oft feiern wir nur das Positive, von dem es nicht genug gibt. Stell dir nur vor, was passieren würde, wenn Unternehmen von Anfang an transparent wären. Wir könnten Veränderungen viel einflussreicher und schneller herbeiführen. Wenn wir an Chancen denken, fühlen die sich noch weit entfernt an. Doch wir haben schon jetzt und heute diese Chance. Es beginnt damit, was wir schon heute tun können.
Welche Erkenntnis sollen andere Leute mitnehmen?
Ich bin der festen Überzeugung, dass junge Menschen Veränderungen beschleunigen können. Wir können uns nicht den Luxus erlauben, uns länger Zeit zu lassen. Wir sollten überlegen, wie wir junge Menschen besser unterstützen können. Als junge Aktivistin bin ich of frustriert, dass Dinge sich zu langsam ändern. Wir haben noch heute die Chance, positive Veränderungen umzusetzen. Wir müssen schneller umdenken. Wir müssen heute damit anfangen.