Levi’s® Monthly Muse

ABIR

Gemeinschaft
Februar 2021

Portraits of ABIR in a record store.Portraits of ABIR in a record store.

In unserer neuesten Interviewserie stellen wir euch die Menschen vor, die uns am meisten inspirieren: Kreativschaffende, Lehrkräfte, AktivistInnen, Führungspersönlichkeiten und die SuperheldInnen des Alltags, denen wir Rechenschaft schuldig sind. Wir stellen euch ihr tägliches Leben, ihre Wohnungen und ihre Arbeitsplätze vor. Wir reden über Motivation und Inspiration und natürlich über alles, was mit Style zu tun hat.


Lerne ABIR kennen, eine in Marokko geborene, in Virginia aufgewachsene und heute in New York lebende Sängerin mit einer unverwechselbaren Stimme (und einem ebensolchen Stil) – unsere Muse des Monats Februar. Als wir uns erneut mit ABIR trafen, war ein Jahr seit der Veröffentlichung ihrer ersten EP Mint vergangen. Und sie war voll und ganz damit beschäftigt, ihr zweites, mit Spannung erwartetes Minialbum HEAT zusammenzustellen, das in diesem Frühling herauskommen soll. Wenn wir etwas von ihrer lyrischen Kompilation erwarten können, dann ist es ein Überfluss an Leidenschaft – die auch an dem Tag über den Bildschirm rüberkam, als wir sie interviewten – vielleicht sogar mit noch mehr Power. Es ist die Begeisterung dafür, das Leben durch die Musik zu entdecken, zu erleben und zu genießen.


Lies weiter, um in ihren eigenen Worten mehr über ABIR zu erfahren.

Photo of ABIR standing outside a record store.Photo of ABIR standing outside a record store.

Ich stamme aus Marokko, wuchs aber in den USA auf. Ich habe die Kernüberzeugungen dessen, was ich bin und was meine Kultur und meine Religion ist. Aber ich habe einen anderen Blick auf die Welt.

Wann zog deine Familie in die USA und wie war dieser Wechsel für dich?

Ich kam in Fes zur Welt und war etwa sechs Jahre alt, als meine Familie entschied, in die Staaten zu ziehen. Das erste Jahr verbrachten wir in Washington D.C. Als wir – das sind meine Schwestern, meine Mutter und mein Vater und ich – uns eingelebt hatten, zogen wir nach Arlington in Virginia, wo ich so gut wie mein ganzes Leben verbrachte.

Am Anfang sprach kein English. Eigentlich kein Wort. Ich sprach Französisch, was ich ironischerweise inzwischen vergessen habe. Es brauchte ein paar Jahre, aber ich lernte Englisch, gewann Freunde und kam zurecht. Ich ging in Virginia zur Schule und dann ins College. Im letzten College-Jahr entschied ich mich, den Großteil meines Studiums online fortzusetzen und mietete eine Wohnung in New York. Ich habe es noch nicht mal meinen Eltern gesagt und tat es einfach.

    Portrait of ABIR standing outside in a white long-sleeve shirt and Levi's jeans.

    Und irgendwann merkte ich, dass ich für Musik ein Händchen habe. Und dann habe ich das einfach gelebt.

    Wie bist du zur Musik gekommen?

    Ich glaube, das hat mit meinen Vater zu tun und es ist etwas, worüber ich immer spreche. Mein Vater hatte eine Autovermietung und besaß sehr viel Musik, davon spielte er immer etwas im Auto, wenn er mich von der Schule abholte. Ich habe Musik geradezu verschlungen. Ich habe immer gesungen, immer getanzt. Die Künstler, die ich hörte, ahmte ich stets nach. Und irgendwann wurde mir klar, dass ich für Musik ein Händchen habe. Also begann ich sie zu leben: Jeder Gedanke in meinem Kopf war damals: Musik, Musik und noch mal Musik. Ich nahm an Talentshows teil und sang, wo ich nur konnte – bei Jahrmärkten, bei Basketballspielen … überall, wo man mich ließ.

      Portrait of ABIR sitting in a chair with a guitar hanging on the wall behind her.

      Ich lebte auf diesen Moment zu, an dem meine Intuition mir sagen würde, wie ich der Musik, die ich in meinem Kopf hörte, Gestalt verleihen konnte.

      Portrait of ABIR sitting on a stoop with her head resting in both palms.Portrait of ABIR sitting on a stoop with her head resting in both palms.

      Deine EP HEAT hat eindeutig nordafrikanische Einflüsse und die Cover-Fotos stammen auch aus Marokko. Warum war es für dich wichtig, diesen Elementen Raum zu geben?

      Bei dem ersten Gespräch, das ich mit meinem Manager führte, ging es um Marokko. Ich lebte auf diesen Moment hin, an dem meine Intuition mir sagen würde, wie ich der Musik, die ich in meinem Kopf hörte, Gestalt verleihen konnte. Und erst vor zwei Jahren habe ich mich voll und ganz dafür eingesetzt. Es gab vorab einen langen Prozess, die richtigen Personen zu finden, die mir bei der Umsetzung helfen und mich dabei unterstützen konnten, meine Ideen zu leben und meine Geschichte so zu erzählen, wie nur ich es kann.


      Ich fühle mich dem sehr verbunden. Die meisten Menschen, eigentlich die ganze Welt, denkt bei einer arabischen Frau nicht an eine starke, unabhängige Träumerin. Sie denken an eine unterdrückte und verschleierte Frau, an das Ergebnis einer Bildsuche in Google. Das inspirierte mich noch mehr, denn mein Weg ist so einzigartig. Ich stamme aus Marokko, wuchs aber in den USA auf. Ich habe die Kernüberzeugungen dessen, was ich bin und was meine Kultur und meine Religion ist. Aber ich habe einen anderen Blick auf die Welt. Ich verfüge über diese beiden so unterschiedlichen Erfahrungen, die die Träumerin in mir formten. Ich sah niemanden wie mich in der Welt der Musik. Deshalb habe ich mich da eingebracht und hoffe, das hilft anderen auch, sich ihren Platz zu schaffen. Glaub daran, dass die Welt bereit für dich ist.

      Deine Kleidung sagt mehr über dich aus, als dein Aussehen oder die Miene, die du gerade machst.

      Close-up image of the back of ABIR's Levi's jeans.Close-up image of the back of ABIR's Levi's jeans.

      Wie schaffst du es, deinen marokkanischen Wurzeln treu zu bleiben, obwohl du in den USA lebst?

      Es ist schon seltsam, aber als Kind habe ich mich niemals wurzellos gefühlt. Wir waren immer irgendwie mit unserer Heimat verbunden. Ob ich die Sommerferien in Marokko verbrachte oder ständig mit meinen Verwandten telefonierte; ob meine Mutter zu Hause kochte oder mein Vater Musik aus unserer Heimat spielte. Sie haben unsere Traditionen immer gefeiert und darauf geachtet, dass Kultur in unserer Familie hochgehalten wurde.


      Ich habe nie das Gefühl gehabt, weit weg zu sein, bis ich im Alter von 18 eine Reise mit meiner Mutter unternahm. Es war vielleicht das fünfte Mal, seit wir Marokko verlassen hatten, aber es war … anders. Mir wurde dabei klar, dass ich auch eine vollkommen andere Erfahrung hätte machen können. Ich bin dankbar für das Leben, das ich führe, aber zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich etwas verpasst hatte.


      Es ist schön, dass ich nun mit 26 zurückkehren kann und weiß, dass ich noch all diese Jahre habe, so Gott will, um diesen Ort, den ich Heimat nenne, besser kennenzulernen. Ich möchte mehr über das Land erfahren, in dem ich geboren wurde. Ich möchte mehr über meine Kultur, mein Volk, die Musik und das Essen dort erfahren … und über die Geschichte. Ich versuche immer, mehr über mich zu erfahren. Denn dabei erlebe, lerne ich auch so viel über mein Land, meine Kultur, ja selbst über meine Religion.

      Wie beeinflussen verschiedene Identitäten und kulturelle Hintergründe deinen Stil?

      Ich glaube, dass New York schon einen großen Einfluss auf meinen Stil ausgeübt hat. Hier ist jeder auf ganz individuelle Weise das, was er ist. Ich erinnere mich daran, als ich nach einem Jahr in New York nach Hause fuhr und mit ganz anderen Klamotten ankam. Meine Mutter sagte: Was trägst du denn da? Aber in New York läufst du so auf der Straße herum und die Leute denken, dass das schick ist. So ist das. Der Umzug nach New York half mir, meinen eigenen Stil zu finden und mir klar zu werden, was ich gerne trage, und wie ich mich in bequemer oder verführerischer Kleidung fühle. Deine Kleidung sagt mehr über dich aus, als dein Aussehen oder die Miene, die du gerade machst. Und jetzt, in diesem Moment meines Lebens, trage ich etwas, worin ich mich super selbstbewusst fühle.

        GIFs of ABIR wearing a Levi's Trucker Jacket and jeans outside in LA.

        Es gibt nicht nur eine spezielle Muse – das verändert sich Tag für Tag. Vielleicht ist es auch meine Inspiration.

        Wer oder was ist deine größte Muse?

        Oh, da gibt es so viele. Es könnte jemand sein, den ich treffe oder sehe. Ich muss diese Person nicht unbedingt persönlich kennen oder ein Gespräch mit ihr führen. Ich respektiere einfach, wie diese Menschen sie selbst sind. Es ist durchaus möglich, dass ich im Supermarkt in Iowa jemanden sehe und die Art mag, wie er oder sie eine Packung Müsli vom Regal nimmt, irgendwie mit Überzeugung. „Es gibt nicht nur eine spezielle Muse – das verändert sich Tag für Tag. Vielleicht ist es auch meine Inspiration.“

        Bildnachweis: Dante Marshall

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